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Antiklassismus Glossar

In diesem Glossar möchten wir Ihnen die wichtigsten Begriffe rund um das Thema Klassismus vorstellen und Ihnen helfen, ein besseres Verständnis für diese Art der Diskriminierung zu entwickeln.

Akademiker*innen #

Antikapitalismus #

Arbeiterklasse #

Menschen, die um existieren zu können, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Die Arbeiterklasse ist das Produkt der kapitalistischen Produktionsweise.

Abrufbar unter:

Arbeiterklasse Wikipedia

Arbeiter*innenkinder #

Unter Arbeiterkindern werden, neben der reinen Wortbedeutung „Kinder von Arbeitern“, Kinder oder Jugendliche mit Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht verstanden, die über geringeres Einkommen, Ansehen und Bildungschancen verfügen. Der Begriff hat eine biographische Bedeutung, da das Umfeld der ersten Lebensjahre besonders prägend ist. Diese Prägung beschrieb Pierre Bourdieu mit dem Konzept des Habitus, der durch die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht konditioniert wird und zugleich Klassenlagen reproduziert.

Abrufbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiterkinder (12.04.2023)

Nach Marx #

Die Arbeiter*innenklasse zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine Produktionsmittel und damit ausschließlich ihre eigene Arbeitskraft besitzen, um sich am Leben halten zu können. Deshalb sind sie dazu gezwungen ihre Arbeitskraft an einen Kapitalisten gegen einen Lohn zu verkaufen. Damit sind sie von der Bourgeoisie abhängig.

Bsp: X arbeitet seit 10 Jahren in der Fabrik von Y, um einen Lebensunterhalt zu verdienen. Das wird aber immer schwieriger. Obwohl das Unternehmen seit vielen Jahren Rekordgewinne erzielt, ist der Lohn von X nicht gestiegen. Die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert und seit kurzem droht X sogar die Entlassung.

Ausbeutung #

Was ist Ausbeutung #

Ausbeutung im Kapitalismus beschreibt die Differenz zwischen dem durch Arbeit erwirtschafteten Wert und dem ausgezahlten Lohn an die Arbeiterinnen. Diese Differenz eignet sich der Kapitalist als Profit an. Ausbeutung ist damit ein gesellschaftliches Verhältnis zwischen Arbeiterinnenklasse und Bourgeoisie.

Beispielsweise: X erwirtschaftet jeden Monat einen Wert von 4000€. Ihr Lohn beträgt allerdings nur 1500€. Der Rest geht in die Tasche von Herrn Müller.

Benachteiligung #

Finanziell benachteiligt #

Eine finanzielle Benachteiligung liegt vor, wenn Menschen im Bildungssystem
systematisch benachteiligt werden durch fehlenden Zugriff auf ökonomisches Kapital.

Abrufbar unter: https://arfake-koeln.de/ (12.04.2023)

Kulturell benachteiligt #

Kulturelle Benachteiligung meint, aufgrund des geringen gesellschaftlichen Status
keinen oder unzureichenden Zugang zu Literatur, Theater, Musik oder zum
gesellschaftlichen Leben begüterter Schichten zu haben.

Abrufbar unter: https://arfake-koeln.de/ (12.04.2023)

Sozial benachteiligt #

Soziale Benachteiligung beschreibt den reduzierten bis kaum möglichen Zugang zu
positiv definierten Gütern im Sinne wertvoller Ressourcen von Personen oder Gruppen aus
niedriger gesellschaftlicher Statusposition. Dadurch haben sie geringere Chancen, an der
gesellschaftlichen Teilhabe und das Erreichen von bestimmten Zielen

Abrufbar unter: https://arfake-koeln.de/ (12.04.2023)

Bourgoise #

Beispiel für die Bourgeoise? #

Die Klasse der Bourgeoisie zeichnet sich dadurch aus, genügend Kapital zu besitzen, um Eigentümerin von Produktionsmitteln (Unternehmen) zu sein. Daraus ergibt sich eine besondere gesellschaftliche Machtstellung, weil sie über die Mittel, die zur Reproduktion der Gesellschaft notwendig sind, verfügt.

Beispielsweise: X besitzt ein Unternehmen, das Motorteile herstellt. In seinem Unternehmen sind 100 Arbeiter*innen angestellt. Diese erwirtschaften durch ihre tägliche Arbeit den Profit des Unternehmens. Dieser Profit gehört X.

Diskriminierung #

Was ist Diskriminierung? #

Durch die sozialen Hierarchien in einer Klassengesellschaft bedarf es Ideologien, die diese Unterschiede zwischen den Menschen rechtfertigen, vermeintlich erklären und schließlich reproduzieren und verfestigen. Diese Ideologien äußern sich deutlich in Formen wie Sexismus, Rassismus, Klassismus, usw. Diese Diskriminierungsformen bedingen sich zwar gegenseitig, sind aber dennoch als eigenständige Diskriminierungsformen zu betrachten. Diskriminierung ist strukturell verankert, zieht sich aber auch in verschieden ausgeprägten Formen durch das Denken und Handeln einzelner Individuen

Beispielsweise: X arbeitet seit 10 Jahren in der gleichen Position. Letztes Jahr hat der/die Arbeitgeber*in eine*n Produktionsleiter*in Y eingestellt, um die Produktion zu rationalisieren. Y kommt frisch aus dem Studium und verdient das dreifache wie X. Ein*e langjährige*r Kolleg*inZwurde vor einem knappen Jahr entlassen. Seit dem hatZkeinen neuen Job gefunden und musste deshalb vor kurzem in eine kleinere Wohnung ziehen. Alle drei Personen sind Teil der Arbeiterklasse, obwohl ihre soziale Stellung sehr unterschiedlich ist.

Aber auch ein weniger missachtendes Verhalten gegenüber X, würde nichts an ihrer schlechten Lage ändern.

Erstakademiker*innen #

Eine Person, die als Erste:r in der Familie studiert.

Fehlende Ressourcen #

Finanziell #

Fragmentierung #

Was sind Fragmentierungen und Schichten? #

Die Fragmentierung des Proletariats beschreibt einerseits verschiedene und verschieden entlohnte Tätigkeiten, was sich in differenzierter sozialer Stellung niederschlägt, aber auch Differenzen im Bereich Bildung, Geschlecht, Herkunft, Vernetzung, usw. Aus diesen nicht immer klar zu trennenden „Fragmenten“ der lohnabhängigen Klasse bilden sich soziale Schichten. Diese sozialen Schichten stehen oft auch in einem gegensätzlichen Verhältnis, da sie auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. So kommt es auch zu sich scheinbar entgegenstehenden Interessen und Positionen innerhalb einer Klasse, vorwiegend dem Proletariat. Aber auch die Bourgeoisie ist dieser Fragmentierung ausgesetzt, so sind sog. klein-Bourgeois (Bourgeois, welche zwar Produktionsmittel besitzen, jedoch von ihrer eigenen Arbeit leben müssen) dem Verständnis nach häufig eher mit dem Proletariat gleich.

Beisielsweise: X arbeitet seit 10 Jahren in der gleichen Position. Letztes Jahr hat X einen Produktionsleiter eingestellt, um die Produktion zu rationalisieren. Dieser Produktionsleiter kommt frisch aus dem Studium und verdient das dreifache wie X. Ihre langjährige Kollegin Z wurde vor einem knappen Jahr entlassen. Seit dem hat sie keinen neuen Job gefunden und musste deshalb vor kurzem in eine kleinere Wohnung ziehen. Alle drei Personen sind Teil der Arbeiterklasse, obwohl ihre soziale Stellung sehr unterschiedlich ist.

Gesundheit #

Habitus #

Habitus beschreibt das Verhalten, dass wir gelernt haben, das Selbstbewusstsein mit dem wir uns in unterschiedlichen Räumen bewegen und die Körpersprache. Der Begriff umfasst auch die ungeschriebenen Gesetze, die in bestimmten sozialen Räumen wie beispielsweise der Universität gelten. Wenn wir wissen, wie wir uns dort verhalten und bewegen, kleiden und sprechen müssen, um gesehen und anerkennt zu werden, verkörpern wir einen bestimmten Habitus.

Hierachiearm #

Hierachische Strukturen abzubauen bedeutet Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsmacht so zu verteilen, dass alle möglichst gleich beteiligt sind. Dahinter steht eine allgemeine Kritik an Macht und Hierachie, die sich gegen unnötige Machtgefälle ausspicht. In unserer Referats-Gruppe wollen wir damit Zugang und Einflussmöglichkeit für alle, die sich einbringen wollen, garantieren und die Gruppe möglichst offen gestalten.

Menschen die von Klassismus betroffen sind, sind oft mehrfach beansprucht. Wenig Ressourcen zu haben, auf die sich verlassen werden kann, bedeutet, dass eine Person neben dem Studium noch einen Job haben muss um sich das Studium finanzieren zu können. Oder dass nebenbei noch eine Familienangehörige gepflegt werden muss, weil sich keine professionelle Hilfe geleistet werden kann. Oder auch einfach, dass jemand sich nicht leisten kann in der Innenstadt zu wohnen und eine lange Anfahrt hat. All das spiegelt sich dann wieder in den zeitlichen Ressourcen, die eine Person zur Verfügung hat, zum Beispiel für politische Arbeit.

Intersektional #

Intersektionalität bezieht sich auf das Zusammenwirken von von Diskriminierungskategorien wie Geschlecht, ethnischer Herkunft, Klasse, sexueller Orientierung, Behinderung uvm. Dabei geht es nicht nur um das bloße Addieren der Kategorien, sondern dem Verständnis darüber, welche konkreten Auswirkungen diese Mehrfachdiskriminierung auf Individuen und Strukturen hat.

Beispiel: Eine Frau, die einer ethnischen Gruppe angehört, kann auf andere Art und Weise von Diskriminierung betroffen sein als ein Mann aus derselben marginalisierten Gruppe. Zudem beeinflussen andere persönliche Merkmale oder Begleitumstände, wie z.B. eine Behinderung oder das Bildungsniveau, die Gefährdung des Einzelnen, Opfer von Diskriminierung zu werden. Die Kombination verschiedener Diskriminierungsgründe wird auch als intersektionelle Diskriminierung bezeichnet.

Kapital #

Was ist das Kapital? #

Kapital ist Geld, dass investiert wird, um mehr Geld (Profit) zu generieren. Wer davon genügend besitzt kann als Kapitalist in Erscheinung treten und sich damit in die Lage versetzen, andere für sich arbeiten zu lassen.

Beispielsweise: X hat vor 15 Jahren einen kleinen Betrieb mit 20 Angestellten für 500 000€ übernommen. Das Unternehmen konnte sich seit dem sehr gut auf dem Markt behaupten. Die Gewinne hat X reinvestiert, um den Profit immer weiter zu steigern. Inzwischen hat das Unternehmen 100 Angestellte, ist 20 Millionen Euro wert und wirft einen jährlichen Gewinn von 1 Millionen € ab.

Kapitalismus #

Was ist Kapitalismus? #

Kapitalismus ist ein Herrschafts-& Gesellschaftssystem, dass auf der Ausbeutung einer Klasse durch eine andere beruht und die Kapitalvermehrung (Profitmaximierung) zum Zweck hat. Dadurch werden menschliche Bedürfnisse diesem Zwang untergeordnet und dafür ausgenutzt. Gesellschaftliches Wohl ist deshalb nicht Sinn und Zweck des Kapitalismus, weshalb menschenverachtende Verhältnisse die notwendige Folge sind.

Kapitalformen nach Bordieu und Francis Seeck #

“Der Begriff Klassismus beschreibt vor allem, dass und wie Menschen durch die Strukturen einer Gesellschaften abgeschnitten werden von diesen verschiedenen Formen des Kapitals, von diesen Ressourcen - und damit insbesondere von Macht und Anerkennung.” - Francis Seek

Die Kapitalarten sind Kategorien, die das Ausmaß an Klassismus bestimmen das eine Person erlebt. Diese gehen über die Klassenunterschiede hinaus, die Marx an die Verteilung der Produktionsgüter festmacht und behandeln neben ökonomischen Kapital auch Soziales Kapital, Kulturelles Kapital, Habitus und Symbolisches Kapital.

Ökonomisches Kapital #

Ökonomisches Kapital meint hier Geld, aber auch Zugang zu Vermögen, Besitz, Eigentum, Erbe, Einkommen.

Soziales Kapital #

Soziales Kapital bezeichnet soziale Zugehörigkeit, Kennen und Anerkennen, Beziehungsarbeit, also Netzwerke und Kontakte.

Kulturelles Kapital #

Kulturelles Kapital bezeichnet beispielsweise Instrumente die eine Person spielen kann, Musik die eine Person hört, Bücher die sie kennt, welche Sprachen eine Person spricht und die Wörter die sie dabei nutzt oder auch den Bildungsabschluss.

Symbolisches Kapital #

Symbolisches Kapital meint hier den Prestige des Wohnorts, also ob eine Person aus einem angesehenen oder reichen Viertel kommt. Dazu kommen auch Name, sowie zum Beispiel Adelstitel. Unsere Ausbildungsgrade im Gesamten sind auch Formen von symbolischem Kapital.

All diese Kapitalarten sind miteinander verschränkt und teilweise ineinander umwandelbar. Sie zeigen auf wie komplex, Klassismus ist und wie schwierig es ist einen Klassenbegriff festzulegen, der all das abdecken kann.

Klassismus bezieht sich deswegen nicht nur auf die eine Klassentheorie, sondern beschäftigt sich mit der Auswirkung von Diskriminierung und Ausgrenzung entlang von Klasse.

Kapitalistischer Ausbeutung #

Klasse #

Eine Gruppe der Bevölkerung, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stellung, ihrer sozialen Lage und ihrer (z. B. von einer Generation auf die nächste übertragenen) Lebenschancen über gleiche und gemeinsame Interessen verfügt (z. B. Arbeiterklasse).

Abrufbar unter: BDP Politiklexikon Klasse (12.04.2023)

Wegen der Annahme, dass berufliche und soziale Situation der Individuen in den modernen pluralistischen Gesellschaften (immer schneller) ändern und individueller sozialer Auf- und Abstieg möglich sei, wird die Annahme von stabilen sozialen Klassen von vielen nicht mehr geteilt.

Deswegen wird Begriff Klasse weitgehend (v.a. von Liberalen) durch den Begriff “Schicht” ersetzt.

Nach Marx: #

Klasse ist eine soziale Gruppe, die sich von einer anderen Klasse nach ihren Eigentumsverhältnissen zu den Produktionsmitteln unterscheiden. Daraus ergibt sich ein objektives wirtschaftliches Interesse, das im Widerspruch zu den wirtschaftlichen Interessen der anderen Klasse(n) steht.

Im Kapitalismus gibt es zwei Klassen, die sich widersprüchlich gegenüberstehen. Bourgeoisie und Proletariat. 

Bsp.: Jede*r Kapitalist*in hat das Interesse, dass die eigenen Arbeiter*innen möglichst viel Arbeit leisten und möchte dafür möglichst wenig Lohn bezahlen. Jede*r Arbeiter*in hat das Interesse möglichst wenig zu arbeiten und dafür möglichst viel Geld zu bekommen.

Klassengegensätze und Kapitalismus #

Wenn wir Klassismus als Ausdruck von Klassengegensätzenverstehen, ist es wichtig ein Verständnis darüber zu schaffen, was diese Klassengegensätze sind und wie sie sich formieren. Zudem kann sich Anti-Klassismus nicht darauf beschränken, soziale Ungleichheiten abzubauen, da im Kapitalismus soziale Ungleichheiten systemnotwendig sind.

Im kapitalistischen System wird Profit durch die Ausbeutung von Mensch und Natur erwirtschaftet. Daraus ergibt sich, dass soziale Ungleichheiten Bedingung und Folge dieses Systems sind. Der Abbau sozialer Ungleichheiten muss mit einer anti-kapitalistischen Kritik einhergehen und darf nicht bei der Forderung nach Chancengleichheit stehen bleiben, da ansonsten die Ursachen der Ungleichheiten unangetastet bestehen bleiben. Im schlimmsten Fall werden diese verschleiert, verfestigt und legitimiert.

Klassenstrukturen #

Klassismus #

Klassismus ist Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position einer Gruppe oder Person in der Gesellschaft. Es geht dabei nicht nur darum, welchen gesellschaftlichen Status eine Person hat oder wie viel Geld sie zur Verfügung hat, sondern auch darum, in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen sie aufgewachsen ist. Klassismus bezeichnet also die Abwertung, Stereotypisierung und kulturelle Ausgrenzung einer Gruppe von Personen, die dadurch wiederum als “Klasse” verfestigt und naturalisiert wird. Dazu können beispielsweise wohnungslose oder arbeitslose Menschen gezählt werden, sowie Arbeiter*innen und Menschen in Armut.

Klassengegensätz #

Diese Klassengegensätze sind bis auf wenige Ausnahmen unüberwindbar. Durch sogenannte Aufstiegsnarrative (vom Tellerwäscher zum Millionär, sozialer Aufstieg, …) wird dieser Fakt aber verschleiert und damit die Klassenzugehörigkeit als in der Verantwortung eines*r jeden selbst liegend charakterisiert.

Arten des Klassismus #

Klassismus drückt sich auf unterschiedlichste Arten aus: Er findet institutionalisiert statt, wie zum Beispiel durch das Bürgergeld (früher Hartz IV), sowie zwischen Individuen durch Abwertungen oder Beleidigungen. Er kann in Form von alltäglichen Mikroagressionen wie der Zuschreibung von Eigenschaften und Sympathien stattfinden, aber auch in großen Entscheidungen eine Rolle spielen (z.B. Gymnasialempfehlung).

Struktur des Klassismus #

Dass unsere Gesellschaft nach dieser Vorstellung strukturiert ist, und sich Personen und Personengruppen überhaupt als klassenzugehörig begreifen und sich dadurch abgrenzen und scheinbaren Wert bestimmen, ist kein Zufall. Stattdessen ermöglicht diese Abwertung, die sich scheinbar auf selbstgewähltes Leid bezieht (Faulheit, geringe Ambitionen, …), die Legitimation von kapitalistischer Ausbeutung. Damit ist gemeint, dass es dadurch möglich wird, Menschen in prekären Arbeits- und Lebenssituationen zu halten, ohne dass sich daraus die Forderung ergibt dies politisch zu ändern, wofür Machtverhältnisse verschoben werden müssten.

Klassistische Abwertung/Beleidigungen* #

Alles, was mit Klassenzugehörigkeit verknüpft ist, erhält eine gesellschaftliche Wertung.

Dazu gehört, welchen Beruf eine Person ausübt, wo sie wohnt, welche Musik sie hört etc. Dabei werden einige Berufsgruppen positiver gewertet als andere, genau wir bei bestimmten Wohnvierteln oder Musikgenres.

Einen gering bezahlten Beruf zu haben und beruflich wenig aufzusteigen, ist negativ gewertet. Betroffene Personen werden oft als nicht schlau genug oder zu faul abgewertet/beleidigt.

Legitimation von Ausbeutungsverhältnissen #

Diese Legitimation von Ausbeutungsverhältnissen passiert vor allem intersektional, das bedeutet in Überschneidung mit anderen Diskriminierungsformen, wie zum Beispiel Sexismus oder Rassismus. Deswegen muss Antiklassismus alle anderen Diskriminierungsformen mitdenken und in allen Kämpfen für soziale Gerechtigkeit mitgedacht werden. Dabei besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Konzepten der Antidiskriminierung und Antiklassismus: Während Antidiskriminierung in den meisten Fällen um Emanzipation und Anerkennung der bestehenden Gruppen kämpft, will radikaler Antiklassismus die Konstruiertheit der benachteiligten Gruppe aufzeigen und die Einteilung an sich, also Klassenstrukturen, auflösen. Und weil Diskriminierung, und besonders Klassismus, kapitalistischer Ausbeutung als Legitimation dient, muss Antiklassismus auch immer antikapitalistisch sein.

Klassistische Narrative #

Die Abwertung von Menschen wird untermauert von Ideologien die die Unterschiede zwischen Menschen festsetzen und erklären indem sie sie unveränderlich erscheinen lassen, als naturgegeben oder kulturgegeben.

Naturalisierung von Klassismus #

Werden gesellschaftliche Probleme beschrieben als wären die natürlichen Gegebenheiten der Auslöser dafür, dann nennt man das Naturalisierung. Ein Beispiel ist die Rechtfertigung des deutschen Schulsystems mit dem Argument der unterschiedlich verteilten Begabung. Nehmen wir an dass einige Kinder begabter sind als andere, dann scheint es fair sie auf unterschiedliche Schultypen zu verteilen um sie jeweils angemessen zu fördern. Dass diese Schultypen aber eigentlich nur den Faktor der sozialen Herkunft verstärken und dazu beitragen, dass Kinder in ihrer jeweiligen Klasse aufwachsen und sozialisiert werden und mit ihrem Abschluss grundlegend unterschiedliche Chancen für das spätere Leben je nach sozialer Herkunft zugeteilt bekommen, wird damit ignoriert.

Kulturalisierung von Klassismus #

Bei der Kulturalisierung findet eine Zuschreibung einer Kultur der Minderwertigkeit statt. Hier werden gesellschaftliche Probleme nicht der Natur zugeschoben, sondern auf die Unterschiedlichkeit der “Kulturen” der jeweiligen Schichten zurückgeführt.

Liberaler Blick #

Liberalismus #

Eine politische Weltanschauung, die die Freiheiten des einzelnen Menschen in den Vordergrund stellt und jede Form des geistigen, sozialen, politischen oder staatlichen Zwangs ablehnt.

Meritokratie #

Wir gehen davon aus, dass unsere Chancen allein durch unsere Leistung bestimmt werden und lassen dabei unseren Hintergrund außer acht. Privilegien und strukturelle Barrieren spielen jedoch eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, welche Leistungen wir erbringen und wie diese bewertet werden. In meritokratischen System wird dieser Aspekt außer Acht gelassen und so verstärkt sich die soziale Ungleichheit. (Das ist mein (Kerstin) ungefähres Verständnis von Meritokratie und muss noch ausgearbeitet und belegt werden).

Naturalisiert #

Proletariat #

Was ist das Proletariat? #

Die Arbeiter*innenklasse zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine Produktionsmittel und damit ausschließlich ihre eigene Arbeitskraft besitzen, um sich am Leben halten zu können. Deshalb sind sie dazu gezwungen ihre Arbeitskraft an einen Kapitalisten gegen einen Lohn zu verkaufen. Damit sind sie von der Bourgeoisie abhängig.

Beispielsweise: X arbeitet seit 10 Jahren in der Fabrik von Herrn Müller, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das wird aber immer schwieriger. Obwohl das Unternehmen seit vielen Jahren Rekordgewinne erzielt, ist ihr Lohn nicht gestiegen. Die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert und seit kurzem droht ihr sogar die Entlassung.

Psychische Belastungen #

Rassismus #

Rassismus bedeutet die Diskriminierung, Abwertung und Ausgrenzung strukturell benachteiligter Gruppen oder einzelner Menschen aufgrund tatsächlicher oder zugeschriebener körperlicher oder kultureller Merkmale (z.B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion). Durch Rassismus ist keine gleichberechtigte Teilhabe der Betroffenen an der Gesellschaft möglich. Die rassistische Herabwürdigung von BIPoC kann zu physischer und psychischer Gewalt gegen sie führen oder sogar als vermeintliche Rechtfertigung für Tötungen und Völkermorde (»Ethnische Säuberungen«) genutzt werden.

Abrufbar unter: https://awareness-akademie.de/glossar/ (12.04.2023)

Sexismus #

Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der positiven und negativen Diskriminierung  von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts. Zugleich steht der Begriff für die diesem Phänomen zugrunde liegende Ideologie, welche Geschlechterrollen festschreibt und hierarchisiert. Männer sind von Sexismus positiv diskriminiert, also privilegiert, Frauen sind von Sexismus negativ diskriminiert, also abgewertet. Die Erscheinungsformen von Sexismus sind kulturell und historisch bedingt. Sexismus zeigt sich insbesondere in der Marginalisierung von Frauen, trans, nicht-binären und inter Menschen.

Abrufbar unter: https://awareness-akademie.de/glossar/ (12.04.2023)

Solidarität #

Eine oder mehrere Personen oder auch Gruppen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen.

Politisch hat sich dieses solidarische Handeln im 19. Jahrhundert entwickelt, als sich die Menschen in der sogenannten Arbeiterbewegung für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzten. Solidarität kann also auch ausgeübt werden, wenn man sich persönlich gar nicht kennt. Man fühlt sich dann solidarisch, weil jemand die gleiche politische Überzeugung wie man selbst hat oder weil es ihm schlecht geht und er Not leidet.

Abrufbar unter: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/321129/solidaritaet/ (12.04.2023)

Soziale Herkunft #

Soziale Herkunft als Diversity-Merkmal bezeichnet das soziokulturelle und auch ökonomische Erbe, das jeder Mensch durch Geburt und Sozialisation mit sich trägt. Aus diskriminierungssensibler Perspektive ist die soziale Herkunft geprägt von ungleicher Ressourcenverteilung. Wir sind also dadurch geprägt, welche gesellschaftliche Stellung unsere Herkunftsfamilie in der Gesellschaft einnimmt.
Im Hochschulkontext wirkt sich soziale Herkunft insbesondere auf die Faktoren Hochschulzugang, Studienerfolg, - verlauf und -finanzierung aus. Soziale Herkunft wird zum Diskriminierungsmerkmal,  wenn Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft und Position Vorurteilen ausgesetzt, herabwürdigend behandelt, benachteiligt oder ausgeschlossen werden.

Abrufbar unter: Themenseite Sozialeherkunft (12.04.2023)

Soziale Mobilität #

Sozialw Mobilität bezeichnet die Bewegung zwischen verschiedenen Positionen gesellschaftlicher Schichten. Sie drückt sich in einer Veränderung derjenigen Merkmale aus, die für die Einordnung einer bestimmten Person in eine bestimmte soziale Schicht oder innerhalb derselben sozialen Schicht herangezogen werden.

“Individuelle Mobilität” ist dann erfasst, wenn man feststellt, dass eine bestimmte Person beispielsweise ihre Berufsposition verändert hat.

Von “kollektiver Mobilität” spricht man einerseits dann, wenn ganze Berufsstände ihren Status verändern und andererseits wenn eine Bevölkerungsgruppe oder die Bevölkerung eines Gebietes in der sozialen Rangordnung als konstruiertes Kollektiv eine neue Position einnimmt.

Im Hinblick auf den Zeitraum, in welchem sich soziale Mobilität abspielt, wird unter Berücksichtigung der generativen Verhältnisse zwischen Intra-Generations- und Inter-Generationen-Mobilität unterschieden. Bewegungen, die sich im Lebenslauf einer Person abspielen (Karrierestart als Tellerwäscher mit sozialem Aufstieg bis zum Fabrikdirektor), werden als Intra-Generations-Mobilität bezeichnet. Die Inter-Generationen-Mobilität bezieht sich auf die Familiengeschichte; als sozialer Aufstieg würde sie dann stattfinden, wenn der Vater beruflich als Bahnwärter tätig ist und sein Sohn oder sein Tochter als Lehrer(in) arbeitet.

Ob soziale Mobilität in irgendeiner Kombination der eben beschriebenen Formen überhaupt eintritt, hängt vom Vorhandensein einer Reihe von Bedingungen auf verschiedenen sozialen Ebenen ab, die im Mobilitätsvorgang zu Bestimmungsfaktoren der Bewegung werden können. Zunächst kommt es darauf an, wie soziale Ungleichheit legitimiert wird und inwiefern ihre sozialen Kategorien von Individuen oder Kollektiven gewechselt werden können, wie die Rechtsordnung konstituiert ist und wie die Bedingungen des Tausches (ökonomische Tauschverhältnisse und ihre Folgen für die Formen der Vergesellschaftung) sind.

Abrufbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/soziale-mobilitaet/7378 (12.04.2023)

Sprache #

Stereotypisierung #

Die Zuschreibung von Verhaltensweisen oder Eigenschaften zu Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen.

Strukturelle Barrieren #

Bürokratische Hürden, Vorurteile, Regelungen etc., die Menschen benachteiligen bzw. Zugang zu etwas verwehren.

Verständnis der Ungleichheiten #

Im Kampf gegen diese Ungleichheiten ist es also Notwendig dieses (Wirtschafts-) System, den Kapitalismus als Ursache dessen zu benennen und Anzugreifen. Anti-Klassismus muss anti-kapitalistisch sein.

Ein Verständnis zentraler Begrifflichkeiten des Kapitalismus ist also notwendig um diesen verstehen zu können und lösungsorientierte anti-klassistische Praxis betreiben zu können. Im Folgenden werden wir den Versuch unternehmen diese Begrifflichkeiten zu definieren. Dafür erscheint uns die Marx’sche Analyse als passendste Grundlage, da diese den Kapitalismus und seine Klassen in dieser Hinsicht am treffendsten analysierte.

Zeitliche Kapazitäten #

Menschen die von Klassismus betroffen sind, sind oft mehrfach beansprucht. Wenig Ressourcen zu haben, auf die sich verlassen werden kann, bedeutet, dass eine Person neben dem Studium noch einen Job haben muss um sich das Studium finanzieren zu können. Oder dass nebenbei noch eine Familienangehörige gepflegt werden muss, weil sich keine professionelle Hilfe geleistet werden kann. Oder auch einfach, dass jemand sich nicht leisten kann in der Innenstadt zu wohnen und eine lange Anfahrt hat. All das spiegelt sich dann wieder in den zeitlichen Ressourcen, die eine Person zur Verfügung hat, zum Beispiel für politische Arbeit.

„Durchs Raster fallen“ #


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