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Was ist Klassismus?

Klassismus ist Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und/oder der sozialen und ökonomischen Position einer Gruppe oder Person in der Gesellschaft. Es geht dabei nicht nur darum, welchen gesellschaftlichen Status eine Person hat oder wie viel Geld sie zur Verfügung hat, sondern auch darum, in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen sie aufgewachsen ist. Klassismus bezeichnet also die Abwertung, Stereotypisierung und kulturelle Ausgrenzung einer Gruppe von Personen, die dadurch wiederum als “Klasse” verfestigt und naturalisiert wird. Dazu können beispielsweise wohnungslose oder arbeitslose Menschen gezählt werden, sowie Arbeiter*innen und Menschen in Armut.

Klassengegensätze #

Diese Klassengegensätze sind bis auf wenige Ausnahmen unüberwindbar. Durch sogenannte Aufstiegsnarrative (vom Tellerwäscher zum Millionär, sozialer Aufstieg, …) wird dieser Fakt aber verschleiert und damit die Klassenzugehörigkeit als in der Verantwortung eines*r jeden Selbst liegend charakterisiert.

Klassismus im Alltag #

Klassismus drückt sich auf unterschiedlichste Arten aus: Er findet institutionalisiert statt, wie zum Beispiel durch das Bürgergeld (früher Hartz IV), sowie zwischen Individuen durch Abwertungen oder Beleidigungen. Er kann in Form von alltäglichen Mikroagressionen wie der Zuschreibung von Eigenschaften und Sympathien stattfinden, aber auch in großen Entscheidungen eine Rolle spielen (z.B. Gymnasialmpfehlung).

Ausbeutung in der Gesellschaft #

Dass unsere Gesellschaft nach dieser Vorstellung strukturiert ist, und sich Personen und Personengruppen überhaupt als klassenzugehörig begreifen und sich dadurch abgrenzen und scheinbaren Wert bestimmen, ist kein Zufall. Stattdessen ermöglicht diese Abwertung, die sich scheinbar auf selbstgewähltes Leid bezieht (Faulheit, schwacher Wille, … ), die Legitimation von kapitalistischer Ausbeutuing. Damit ist gemeint, dass es dadurch möglich wird,  Menschen in prekären Arbeits- und Lebenssituationen zu halten, ohne dass sich daraus die Forderung ergibt dies politisch zu ändern, womit Machtverhältnisse verschoben werden müssten. Diese Legitimation von Ausbeutungsverhältnissen passiert vor allem in Überschneidung mit anderen Diskriminierungsformen.

Diskriminierung #

Diskriminierung ist komplex, weil Menschen sehr unterschiedlich von ihr betroffen sein können. Sie tritt meist intersektional auf, das heißt überschneidend mit anderen Diskriminierungsformen, wie zum Beispiel Sexismus oder Rassismus. Deswegen muss Antiklassismus in allen Kämpfen für soziale Gerechtigkeit mitgedacht werden. Dabei besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Konzepten der Antidiskriminierung und Antiklassismus: Während Antidiskriminierung in den meisten Fällen um Emanzipation und Anerkennung der bestehenden Gruppen kämpft, will radikaler Antiklassismus die Konstruiertheit der benachteiligten Gruppe aufzeigen und die Einteilung an sich, also Klassenstrukturen, auflösen. Und weil Diskriminierung, und besonders Klassismus, kapitalistischer Ausbeutung als Legitimation dient, muss Antiklassismus auch immer antikapitalistisch sein.

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