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AntiKla: Referat für Antiklassismus

Was ist Klassismus #

Klassismus ist Diskriminierung, aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen und ökonomischen Position einer Gruppe oder Person in der Gesellschaft. Es geht dabei nicht nur darum, welchen gesellschaftlichen Status eine Person hat oder wie viel Geld eine Person zur Verfügung hat, sondern auch darum in welchen kulturellen und sozialen Verhältnissen diese aufgewachsen ist. Klassismus bezeichnet also die Abwertung, Stereotypisierung und kulturelle Ausgrenzung einer Gruppe von Personen, welche dadurch wiederum als “Klasse” wiederum verfestigt und naturalisiert wird. Dazu können wohnungslose oder Menschen gezählt werden, genauso wie zum Beispiel Arbeiter*innen und Menschen in Armut.

Diskriminierung durch strukturellen Klassismus #

Diese Diskriminierung, ist komplex, weil Menschen sehr unterschiedlich von ihr betroffen sein können. Sie tritt meist intersektional auf, das heißt überschneidend mit anderen Diskriminierungsformen, wie zum Beispiel Sexismus oder Rassismus. Deswegen muss Antiklassismus in all den Kämpfen für soziale Gerechtigkeit mitgedacht werden, ob es um Klimagerechtigkeit oder feministische Kämpfe geht. Dabei besteht ein entscheidender Unterschied zwischen Konzepten der Antidiskriminierung, und Antiklassismus: während Antidiskriminierung, in den meisten Fällen um Emanzipation und Anerkennung der bestehenden Gruppen kämpft, will radikaler Antiklassismus die Konstruiertheit der benachteiligten Gruppe aufzeigen und die Einteilung an sich, also Klassenstrukturen, auflösen. Und weil Diskriminierung und besonders Klassismus, kapitalistischer Ausbeutung, als Legitimation dient, muss Antiklassismus auch immer antikapitalistisch, sein.

Warum muss es ein Antiklassismus Referat geben? #

Klassistische Strukturen finden sich in allen gesellschaftlichen Bereichen, somit auch an der Uni. In kaum einem europäischen Land ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Bildungsweg so hoch wie in Deutschland: Die wenigsten die an der Uni studieren haben Eltern die nicht Akademiker*innen sind.

Sich selbst ein Studium zu finanzieren ist in vielen Fällen schwierig bis unmöglich und wenn doch setzt das voraus, dass weniger Zeit bleibt für Klausuren zu lernen oder sozialen Anschluss zu finden.

Um sich aber an der Uni und ihrem System zurechtzufinden, ist es ein riesiger Vorteil vernetzt zu sein, also Eltern oder Mitstudierende über Hausarbeiten lesen lassen zu können oder sich zu Druck und psychischer Gesundheit austauschen zu können.

Dazu kommt, dass die Uni bis heute auch ein Raum ist, der sich durch erlernte Verhaltensmuster oder Sprache abgrenzt, wie studiengangsspezifische Fachbegriffe in wissenschaftlichen Arbeiten und politischen Diskussionen oder Fachbegriffe in politischen Diskussionen.

Das alles und noch vieles weiteres erschwert oder verwehrt Menschen den Zugang zu universitärer Bildung. Die Uni ist damit ein elitärer Raum, der sich in Sprache, Habitus und finanziellen Anforderungen nach unten hin abgrenzt. Das ist der Grund, wieso wir gerade hier ansetzen können und müssen, um klassistische Strukturen zu bekämpfen.

Wir wollen deshalb Informieren, sensibilisieren und uns solidarisieren mit Menschen die diese Erfahrungen täglich machen.

Wer sind wir? #

Das Antiklassismus-Referat sieht sich als die selbstorganisierte Interessensvertretung von finanziell, sozial und kulturell benachteiligten Studierenden, Arbeiter*innenkindern, Erstakademiker*innen, Studierende in Problemlagen und allen die klassistische Diskriminierung erleben.

Unsere Arbeit richtet sich in erster Linie an Personen und Themen an der Uni Bremen, darüber hinaus aber auch klassistische Strukturen außerhalb der Uni.

Was wollen wir? #

Wir wollen klassistische Strukturen an der Uni Bremen und darüber hinaus sichtbar machen und bekämpfen!

Das kann nur passieren, indem überhaupt erstmal ein Raum geschaffen wird, indem die Diskussionskultur es allen unabhängig von ihrem Wissensstand und ihren Erfahrungen mit politischer Arbeit ermöglicht, teilzunehmen. Darüber hinaus soll ein solcher Raum aktiv daran arbeiten, die mit einzubeziehen, die durch Sprache, Habitus, zeitliche Kapazitäten und andere fehlende Ressourcen, sowie psychische Belastungen etc. sonst oft ausgeschlossen sind.

Wie arbeiten wir? #

Um zu informieren, sensibilisieren und solidarisieren, nutzen wir unterschiedlichste Veranstaltungsformate, wie Vorträge, Workshops, Diskussionen und Austauschtreffen und unsere wöchentlichen Plena. Dabei achten wir darauf, dass die Veranstaltungen darauf ausgelegt sind, die gemeinsame theoretische Grundlagen zu schaffen, genauso wie ganz praktisch einen persönlichen Austausch zu schaffen. Es sollen also Veranstaltungen stattfinden, die es ermöglichen sich gegenseitig zuzuhören und damit zu bestärken und zu empowern, sowie gleichzeitig auch Events, die sich die Sensibilisierung von Menschen in Machtpositionen (an der Uni zum Beispiel Dozierenden) zum Ziel machen. In diesem Zuge wollen wir gemeinsam Forderungen und konkrete Vorschläge ausarbeiten, die wir der Uni Bremen vorlegen können und von denen wir uns einen Dialog und strukturelle und damit langfristige Änderungen im Universitätskontext versprechen.

Das Referat #

Wir als Referat können dafür die Basisarbeit leisten: das bedeutet, dass wir uns mit Betroffenen von Klassismus, antiklassistischen linken Organisationen, den Antiklassistischen Referaten anderer Unis und Interessierten Einzelpersonen vernetzen und damit eine Solidaritätsstruktur an der Uni aufbauen können. Dazu gehört, dass wir als Referat eine Anlaufstelle sein wollen, um zu beraten und weiterzuleiten und antiklassistische Kämpfe zu verbinden.

Dabei ist es uns wichtig einen intersektionalen und antikapitalistisch,en Ansatz zu verfolgen, der darauf achtet welche Menschen „durchs Raster fallen“, also von sehr individuellen Problemen betroffen sind, die zwar klassisitisch sind, aber so spezifisch, dass sie als Ausnahmefälle kaum Anlaufstellen finden.

Damit grenzen wir uns ab von einem liberalen Blick auf Klassismus, der gleiche Startchancen für alle fordert und damit „Aufstieg“ und Leistungsdruck nicht kritisch betrachten kann.

Genauso grenzen wir uns ab von einem Klassismusverständnis, das Armut und die Einteilung in Klassen naturalisiert und nur die Auswirkungen bekämpfen will, statt die Ursache von Klassismus in der Legitimierung von kapitalistischer Ausbeutung, zu sehen.

Struktur des Referats #

Das Referat besteht aus Studierenden der Uni Bremen und interessierten Personen, die sich wöchentlich treffen, um sich auszutauschen und gemeinsam die nächsten Aktionen zu planen.

Dabei besteht der Anspruch, einen möglichst [Diskriminierungsfreien, Raum zu schaffen, in dem wir achtsam und empowernd miteinander umgehen und sensible Sprache nutzen. Gleichzeitig, und das ist für uns kein Wiederspruch, soll es ein Raum sein, der es möglich macht sich mit unterschiedlichsten Wissensständen oder Erfahrungen zu beteiligen und eingebunden zu sein.

Zu ermöglichen, dass sich Menschen an politischer Arbeit beteiligen können und in politischen Räumen wohlfühlen, die wenig oder keine Vorerfahrung damit haben ist für uns wichtiger Teil von antiklassistischer Arbeit!

Um möglichst Hierachiearm und auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu können, sollen Verantwortlichkeiten verteilt werden und alle Interessierten die Chance erhalten und ermutigt werden Verantwortung zu übernehmen. Bedürfnisse und begrenzte Ressourcen zu respektieren und mit einzuplanen ist uns dabei wichtig, auch um keine klassistischen Strukturen zu reproduzieren.

Trotzdem bietet das Referat eine bezahlte Stelle an, von der eine Person finanziert werden soll, die die Verantwortung dafür übernimmt, dass Projekte weiterlaufen und die Arbeit des Referates garantiert wird.

Kontakt #

Wir suchen als offene Gruppe immer neuen Menschen, die Lust haben sich zu engagieren oder auch einfach nur Interesse haben bei Treffen und Veranstaltungen dabei zu sein. Besonders wollen wir aber Menschen ermutigen, die selbst von Klassismus betroffen sind, aktiv zu werden.

Schreib uns bei Interesse gerne an antiklassismusref@disroot.org

Hinweis: uns ist bewusst dass dieses Selbstverständnis im deutschen Kontext gedacht ist und funktioniert. Dass Klassismus sich in unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich auswirkt, ist ein Thema mit dem wir uns in der weiteren Arbeit gemeinsam auseinandersetzen wollen, um auch über den deutschen Kontext hinaus Orientierung zu schaffen und Kritik formulieren zu können.


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